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Drei Schwestern

© Christina Iberl

Wohin wollen die drei Schwestern? – Nach Hause. Eine scheinbar simple Antwort und doch ist es kompliziert. Denn sie suchen alle drei den Sinn ihres Lebens wie letztendlich viele. Sind sie vielleicht einfach zu blind, um ihr Glück zu machen? Zu engstirnig, um zu sehen, was sie haben und was sie umgibt? Rennen sie dem Glück immer hinterher, weil sie den Augenblick, in dem es erscheint, nicht erkennen und genießen können?

Die tschechowschen Figuren sind von einer großen Sehnsucht getrieben, weglaufen zu wollen. Sie wissen aber eigentlich gar nicht wohin, jedoch der Wunsch anzukommen ist überwältigend groß! Sie folgen genauso blind ihrer undefinierten Sehnsucht wie sie zu glauben wissen, dass es überall besser wäre, als da, wo sie sind. Olga, Mascha und Irina hängen nämlich in der Provinz fest, in die sie vor elf Jahren wegen ihres Vaters gezogen sind. Nun ist der ehemalige Kommandant verstorben und sie müssen selbst versuchen, das Leben zu führen, welches sie sich wünschen, und aus dem ihnen durch den damaligen Umzug Oktroyierten herauszukommen. Sie wären dafür bestens gewappnet, sie beherrschen mehrere Sprachen, genossen eine höhere Schulbildung und haben eine solide Finanzgrundlage. Sie wettern über ihr Schicksal, doch sind sie nicht in der Lage, es selbst in die Hand zu nehmen. Sie hoffen auf ihren Bruder Andrej. Ihr Verhängnis jedoch ist, dass genau dieser ihnen einen Neuanfang beschert; allerdings nicht so, wie sie sich ihn vorgestellt haben. Anton Tschechow kämpfte zu Lebzeiten vergeblich gegen die Sentimentalisierung seiner Stücke an. So betonte er stets, seine Stücke seien Komödien – oder zumindest Tragikomödien. Auf der ersten Leseprobe der „Drei Schwestern“ stritt er bereits um die Darstellung der Figuren. Sie sollten nicht leiden oder Schwermut ausstrahlen: „Ich habe doch ein heiteres Stück geschrieben.“ Das Publikum sollte die Figuren im besten Falle beobachten und sich über ihre Lebenshaltung, ihre alltäglichen Verwirrungen und Irrungen amüsieren, aber nicht durch sie melancholisch werden. Die Bühne von Michael Lindner assoziiert eine weite Schnee- und Eislandschaft mit dem Heimatort der Schwestern. Vom Schnee scheinen alle Erinnerungen überdeckt zu sein. Das Leben verläuft langsamer, es wird ruhiger und entspannter. Vielleicht auch einsamer und unbeweglicher, weil die Umwelt „schläft“. Es gibt nicht viel zu tun, außer Überleben! Kälte und Eis machen das Leben schwerer. Es kann paradiesisch wirken und beängstigend zugleich, offenbar ist ein Leben nur mit Schutz vor der Kälte möglich. Eine Metapher für die Stagnation der Seelen in einer Provinz; ein Indiz für die vermeintliche Langeweile der Tschechow-Figuren; aber auch eine freudige Aussicht auf den Frühling und den auf ihn folgenden Tatendrang. Eine Hoffnung, dass es irgendwann wieder besser wird. Die Sonne wird den Schnee schmelzen und man wird wieder beweglicher, kräftiger und entschlossener für die „Zukunft“. Machen wir uns auf den Weg!

Katja Stoppa, Schauspieldramaturgin


„Drei Schwestern“
Komödie von Anton Tschechow
Regie: Frank Behnke · Bühne, Kostüme: Michael Lindner · Musik: Lukas Umlauft · Dramaturgie: Katja Stoppa · Mit: Larissa Aimée Breidbach, Evelyn Fuchs, Pauline Gloger, Emma Suthe; Gunnar Blume, Vivian Frey, Matthis Heinrich, Matthias Herold, Michael Schrodt, Lukas Umlauft, Jan Wenglarz
Premieren: FR, 15.03., 19.30 Uhr + SO, 17.03., 18 Uhr
weitere Termine: 27.03., 06.04., 12.05., 20.06. – Großes Haus
Einführungen: je 30 Min. vor Vorstellungsbeginn – Foyer Großes Haus

Tickets unter Tel. 03693-451 222 oder direkt hier.