Staatstheater Meiningen
Menü Tickets

„The Bach Project“ Ballett mit Klangeffekten von Gabriel Prokofiev

© Christina Iberl

Zum 20. Jubiläum der Thüringer Bachwochen entsteht am Landestheater Eisenach ein besonderes Ballettprojekt. Komponist Gabriel Prokofiev, der Enkel Sergei Prokofievs, erschafft eine Hommage an den wohl berühmtesten Sohn der Stadt Eisenach. Eine zeitgenössische Antwort auf Bachs unvergleichliche Klangwelt mit einer Choreografie von Ballettdirektor Andris Plucis. Zu sehen auch in Meiningen.

Herr Prokofiev, ist es für Sie als Komponist etwas Besonderes, in Bachs Geburtsstadt zu arbeiten?
Nun, man stellt ihn sich mit seinem Onkel in Eisenach vor. Und mit verschiedenen Familienmitgliedern. Wie er zur Schule geht, im Chor singt. Man stellt sich vor, wie er in Eisenach durch die Straßen läuft. Und das hilft, eine echte Verbindung herzustellen – es macht ihn menschlich. Das fand ich sehr inspirierend, als ich hier war und Andris Plucis mir die Stadt zeigte.

Was macht Bachs Musik für Sie intensiv? 
Ich habe zum Beispiel Seiten alter Partituren von Bach beim Umblättern aufgenommen und in die Komposition eingefügt. Sie sind in gewisser Weise ein Verweis auf das Gewicht der Geschichte. Zugleich ist es ein beruhigendes Geräusch, das auch andeutet, dass wir in eine Welt der Fantasie eintreten. Wir betreten ein Buch, schlagen einige Seiten auf und tauchen in eine abstrakte Welt ein. Es ist eine eskapistische Welt.

»Es gibt eine Tradition von Kompositionsaufträgen und Uraufführungen bei den Thüringer Bachwochen. Jens Neundorff von Enzberg hat Gabriel Prokofiev vorgeschlagen. So war die Kooperation geboren!«
Christoph Drescher, Festivalleiter

 

Wie sind Sie in Ihrer Arbeit für „The Bach Project“ vorgegangen?
Beim Komponieren wusste ich anfangs oft nicht, was passieren würde. Ich habe viele, viele Skizzen gemacht, inspiriert von verschiedenen Stimmungen und Ansätzen, Arten von Stücken von Bach, Fugen, eher tänzerischen Formen, dramatischen Momenten, die man in der Messe oder der Kantate finden kann. Ich habe einfach skizziert und skizziert und skizziert. Und dann hatte ich all diese Überraschungen. Plötzlich schuf ich Musik. Und darin habe ich einige Synkopen gemacht und einige Loops oder Schnitte – ich habe Sounds verwendet, die man nicht erwarten würde.

Wie nah ist die Komposition an der Klangwelt von Bach?
Natürlich gibt es klangliche Idiome und ich gehe in Bachs Tonwelt, aber ich wollte nicht in die barocken Formeln fallen. Bach selbst bricht diese Formeln offensichtlich. Das ist das Spannende, dass er so viel Klangfarben verwendet. Ich wollte mich harmonisch mit Bach verbinden, aber auch eine Freiheit haben, eine zeitgemäßere Freiheit. Die Grenzen sind nicht so klar wie im Barock, wo die Regeln strenger waren. Bach fügte seinem Zeitgeist immer neue Winkel hinzu, fand
neue Wege. Was ich dagegen tat, war dann vielleicht die Linien mehr zu biegen oder sie zu verwischen, so dass die harmonische Welt ähnlich ist, aber impressionistischer.

Wovon handelt das Ballett?
Die Fragmente und Szenen in der Musik spiegeln unsere Erfahrung des zeitgenössischen Lebens wider. Wir erforschen die Kämpfe des modernen Lebens und finden zugleich im Ballett die Magie, die hoffentlich zeigt: Wir können entkommen.


Interview: Moritz von Schurer



„The Bach Project“
The Obstruction of Lightness of Thoughts
Uraufführung. Ballett von Gabriel Prokofiev
Ein Kooperationsprojekt im Rahmen der Thüringer Bachwochen

Musikalische Leitung: Markus Huber · Choreografie: Andris Plucis · Bühne: Christian Rinke · Kostüme: Danielle Jost · Es tanzt das Ballettensemble des Landestheaters Eisenach.
Es spielt die Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach.

Premiere: MI, 24.04.2024, 19.30 Uhr
Weitere Termine: 05.05., 15.00 Uhr + 19.05., 18.00 Uhr – Großes Haus

Tickets