Zum ersten Mal in Meiningen: Wagners »Die Feen«

Richard Wagner begeistert sich schon früh für Literatur und Musik. Neben Beethoven, Marschner und Meyerbeer prägt ihn in jungen Jahren vor allem Carl Maria von Weber. Dies zeigt sich auch in seiner ersten vollendeten Oper „Die Feen“, das einzige Musikdrama des Komponisten, das in Meiningen noch nicht zu sehen war. Es ist eine Oper zwischen Realität und Märchenwelt, die erst 1888, fünf Jahre nach Wagners Tod, in München zur Uraufführung gelangt. Heute sind Aufführungen der „Feen“ auf den Spielplänen eher rar gesät. Doch warum? Ist das Werk wirklich eine Jugendsünde, wie der Komponist in gereifterem Alter behauptet, oder steckt in ihm all das musikdramatische Potenzial, das sich später entfaltet? Dieser Frage gehen Regisseurin Yona Kim, die bereits viele Musikdramen Wagners und seine gesamte Ring-Tetralogie inszeniert hat, und der neue GMD Killian Farrell nach. Sie stellen sich der Aufgabe, das Packende dieses Erstlingswerkes auf die Bühne zu bringen.
1833 brilliert Richard Wagners Bruder Albert in Würzburg als Max in Webers „Freischütz“. Zwei Tage danach beginnt Wagner seine „Feen“ zu schreiben und tritt mit gerade 19 Jahren seine erste Theaterstelle als Chorrepetitor an. Im nächsten Jahr stellt er „Die Feen“ fertig. Seine Schwester Rosalie will ihm helfen, das Werk in Leipzig herauszubringen. Der Komponist ist ebenfalls hoffnungsvoll. Selbst Friedrich Sebald Ringelhardt, Direktor des Leipziger Theaters, ist aufgeschlossen. Doch Regisseur Franz Hauser und Kapellmeister Ferdinand Stegmayer lehnen das Werk unverblümt ab. In einem Brief an Hauser wehrt sich Wagner vehement gegen die ihm vorgeworfen Schwächen des Werkes. Mehrfach bemüht er sich, „Die Feen“ in Leipzig aufzuführen, doch alle Versuche schlagen fehl. So schreibt er 1835 kurz und knapp: „Ich gebe die Oper auf.“ Später bezeichnet er sie als Jugendsünde, wünscht, dass sie nie auf dem Grünen Hügel in Bayreuth aufgeführt werde, und schenkt seinem Gönner König Ludwig II. 1865 die Originalpartitur. Erst am 29. Juni 1888 kommen „Die Feen“ zur Uraufführung, einstudiert vom jungen Richard Strauss. Es dirigiert Kapellmeister Franz Fischer für den erkrankten Hermann Levi, der bei späteren Vorstellungen am Pult steht. Regie, Bühne und Kostüme überzeugen am meisten. 24 Aufführungen folgen im selben Jahr, 1889 weitere 10 und ein Jahr darauf 13. Einige Male werden „Die Feen“ in Köln (1910/11), Zürich (1924), Stuttgart (1932) und Leipzig (1938) gezeigt. Dann gelangt die Partitur in den Besitz Adolf Hitlers und geht verloren. Obwohl es verlegt ist, wird das Werk immer seltener gespielt. Dennoch lohnt sich die Betrachtung dieser Oper, denn sie ist die Keimzelle Wagners späterer Kompositionen. Melodien, die im „Tannhäuser“, „Lohengrin“ oder selbst im „Ring des Nibelungen“ auftauchen, oder die Erlösungsthematik, die sich im „Lohengrin“ wiederfindet, werden angelegt.
Anders als Elsa darf Arindal seine geliebte Fee Ada einen begrenzten Zeitraum, und zwar acht Jahre, nicht nach ihrer Abstammung fragen. Sie bekommen zwei Kinder und leben glücklich im Feenreich. Kurz vor Ablauf der Frist stellt er die verbotene Frage. Nach einigen Prüfungen und einer großen Wahnsinnsarie gelingt es ihm aber, seine Braut zu befreien und in Ewigkeit mit ihr glücklich zu werden.
„Die Feen“ bergen viel Bekanntes, Mitreißendes und geben die Möglichkeit, Wagner von seiner jungen Seite neu kennenzulernen. Lassen Sie sich darauf ein.
Julia Terwald, Musiktheaterdramaturgin
„Die Feen“
Große romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner, Dichtung vom Komponisten
Musikalische Leitung: GMD Killian Farrell · Regie: Yona Kim · Bühne: Jan Freese · Kostüme: Frank Schönwald · Chor: Manuel Bethe, Roman David Rothenaicher · Dramaturgie: Julia Terwald · Mit: Lena Kutzner, Emma McNairy, Sara-Maria Saalmann, Marianne Schechtel/Tamta Tarielashvili, Deniz Yetim; Christopher Diffey/David Danholt, Hans Gebhardt, Raphael Hering, Mikko Järviluoto, Shin Taniguchi, Selcuk Hakan Tıraşoğlu, Johannes Schwarz · Chor und Extrachor des Staatstheaters Meiningen · Statisterie · Es spielt die Meininger Hofkapelle.
Premieren: FR, 15.09., 19.30 Uhr + SO, 17.09., 18 Uhr
weitere Termine: 20.09., 01.10., 07.10., 05.11., 12.11., 08.02. – Großes Haus
Einführungen: 30 Min. vor Vorstellungsbeginn