Schauspiel von Peter Shaffer
Liebling der Götter und Darling des Wiener Hofes, Bürgerschreck und Komponisten-Genie: In seinem weltweit erfolgreichen Stück „Amadeus“ hat der britische Autor Peter Shaffer dem musikalischen „Tausendsassa“ Wolfgang Amadé Mozart ein Denkmal gesetzt. Er wendet dabei den Kunstgriff an, Mozarts letzte Lebensjahre in Wien aus der Perspektive seines Gegenspielers Salieri zu erzählen. Voller Erbitterung muss der nur mittelmäßig begabte italienische Komponist die beispiellose künstlerische Überlegenheit Mozarts anerkennen. Zunächst versucht er, Mozart durch Intrigen zu Fall zu bringen und spannt dafür sogar Mozarts ehrgeizige junge Ehefrau Constanze ein. Von Neid und Missgunst besessen, sieht Salieri schließlich nur noch einen einzigen Ausweg: Er muss Mozart vergiften.
Shaffers „Amadeus“, unsterblich geworden durch Miloš Formans Filmversion, ist ein Künstler-Krimi mit Tiefgang, eingebettet in die flirrende Leichtigkeit des Rokoko. Wichtiger als historische Genauigkeit ist dem Autor die Darstellung lebensechter psychologischer Charaktere.
So haben Sie Theater noch nicht erlebt: Die Zuschauer sitzen bei „Amadeus“ nicht im Saal, sondern direkt auf der Bühne im Großen Haus.
PS: Versüßen Sie sich Ihren Theaterbesuch! Unser Theater-Caterer bietet vor den Vorstellungen und in der Pause süße Wiener Spezialitäten und Mozartkugeln an.
Regie: Henriette Hörnigk
Bühne: Christian Rinke
Kostüme: Susanne Cholet
Dramaturgie: Katja Stoppa
Sound Design: Bernd Bradler
Choreographie: Axel Carle
Antonio Salieri, der alte: Jürgen Hartmann
Antonio Salieri, der junge: Jonas Hackmann
Wolfgang Amadeus Mozart: Leo Goldberg
Constanze Weber, seine Frau: Alonja Weigert
Joseph II., Kaiser von Österreich: Christine Zart
Graf Franz Orsini-Rosenberg, Direktor der Nationaloper: Erik Studte
Baron Gottfried von Swieten, Präfekt der Nationalbibliothek: Rico Strempel
Katharina Cavalieri, "Königin der Nacht", "Constanze", Salieris Schülerin: Matthis Heinrich
Venticello, Informantin, Mozarts Gesangsschülerin u.v.m.: Ulrike Knobloch
In weiteren Rollen: Statisterie des Staatstheaters Meiningen
Bürger von Wien: Ensemble
Vor dem Vorhang heißt hier hinter dem Vorhang, wohin uns Shaffers moderner, mit Mozarts Musik durchwirkter Klassiker von 1979 sowieso führt: ins Opernhaus sowie hinter die Kulissen eines Intrigenspiels.
Hartmann, der immer wieder mal zu groß und ausgestellt spielt, Gedanken und Empfindungen dann mehr äußert als verinnerlicht, gelingen zwischen Wut und Verzweiflung darüber, dass Gott an seiner statt einem vulgären und lästerlichen Kindskopf göttliche Musik regelrecht entspringen lässt, starke Momente weinerlicher Radikalisierung.
Dass Goldberg ein Klavier weit mehr als nur bedienen kann, trägt zum Gesamteindruck einer aus Spontanität geborenen und derart virtuos durch die Szenen wirbelnden spielerischen Existenz bei: nicht zu halten, nicht aufzuhalten (…).
Thüringer Allgemeine, Michael Helbing, 15.06.2024
Frech, quirlig und hinreißend unkonventionell – so wird Mozart in der Meininger "Amadeus"-Inszenierung eingeführt. Eine charakterliche Skizze des genialen Komponisten, dem der Schauspieler Tom Hulce im gleichnamigen Film aus dem Jahr 1984 ein ikonisches Denkmal gesetzt hat. Leo Goldberg gelingt in der Titelrolle eine durchaus gelungene Reminiszenz auf das filmische Original (…).
Hartmann versteht es, innerhalb von Sekunden seine Haltung zu wechseln: auf rasende Wut über erinnerte Erniedrigungen folgt Frustration über die eigenen Fehler, am Ende klopft das schlechte Gewissen an, das wiederum Platz für Demut macht.
Neben der Rahmenhandlung gelingt es der Regisseurin Henriette Hörnigk aber auch, eine erstaunliche Dichte und rasante Dynamik in der aktiven Handlung zu schaffen. Kennzeichnend für den Abend ist der Wechsel nachdenklicher und eigentümlich witziger Szenen. Herausgehoben erwähnt sei Matthis Heinrichs Darstellungen verschiedener Gesangsschülerinnen.
Apropos Zuschauerreihen. Die bleiben an diesem Abend leer. Denn hier ist verkehrte Welt angesagt: Das Publikum nimmt auf der Bühne Platz, wo Stuhlreihen aufgestellt sind; das Ensemble spielt im Zuschauersaal. Den Blick ist so die meiste Zeit in den hellblau und goldfarbenen mit reichlich Stuck verzierten Raum gerichtet – eine durchaus passende Kulisse zu dem aufgerüschten Rokoko-Kostümbild.
Nachtkritik, Marlene Drexler, 15.06.2024