Didone abbandonata
(Die verlassene Dido)
Oper in drei Akten von Domenico Sarro, Libretto von Pietro Metastasio
Deutsche szenische Erstaufführung
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Audioeinführung zum Stück
Zum 200. Geburtstag Georgs II. widmen wir uns einem Juwel aus der herzoglichen Musikaliensammlung: einer Oper des Neapolitaners Domenico Sarro von 1724, voll virtuoser und gefühlvoller Arien sowie spannungsgeladener Szenen – „Didone abbandonata“. Ihr Ruhm reichte von Neapel bis Wien. Von dort brachte Georgs Urgroßvater eine Abschrift nach Meiningen.
Jahrhundertelang unberührt, wurde die Oper 2005 im hiesigen Schloss Elisabethenburg zu Teilen konzertant aufgeführt, nun ist sie in Deutschland erstmals szenisch zu erleben.
Dido und Äneas, zwei aus ihrer Heimat Geflüchtete und vom Leben Gezeichnete, begegnen sich an der Küste Karthagos. Dido, Gründerin und Königin dieser Stadt, nimmt den gestrandeten trojanischen Helden auf. Während eines Unwetters suchen sie Schutz in einer Höhle. Von leidenschaftlicher Liebe erfasst, verbringen sie die Nacht miteinander – doch Äneas muss Dido verlassen. Mit allen Mitteln versucht sie, ihn aufzuhalten, macht ihn eifersüchtig und wirft sich zum Schein einem Nebenbuhler an den Hals.
Der von Vergil und Ovid überlieferte Mythos regte den Dichter Pietro Metastasio zu seinem ersten Opernlibretto an. Es zeichnet sich bereits durch die hohe Qualität seiner Verse und perfekt ausgefeilten Intrigenhandlungen aus, die ihn zum berühmtesten Librettisten des 18. Jahrhunderts machten.
Die Vorstellung am 26. September findet in Kooperation mit dem Güldenen Herbst - Festival Alter Musik Thüringen statt.
Musikalische Leitung: Samuel Bächli
Regie, Bühne: Dietrich W. Hilsdorf
Kostüme: Christian Rinke
Dramaturgie: Bernhard F. Loges, Julia Terwald
Tagesbesetzung
(19.09.2025, 19:30)Didone: Lubov Karetnikova
Enea: Meili Li
Jarba: Marianne Schechtel
Selene: Monika Reinhard
Araspe: Garrett Evers
Osmida (Gesang): Hannah Gries
Osmida (Szene):
Statisterie des Staatstheaters Meiningen
Es spielt die: Meininger Hofkapelle
Termine
Audio
Introduzione | Meininger Hofkapelle, Musikalische Leitung: Samuel Bächli
Arie des Iarba, 1. Akt: „Son quel fiume, che gonfio d’umori“ | Marianne Schechtel als Iarba
Arie der Dido, 2. Akt: „Ah! Non lasciarmi no, bell’idol mio“ | Lubov Karetnikova als Dido
Arie des Aeneas, 3. Akt: „A trionfar mi chiama“ | Meili Li als Aeneas
Pressestimmen
ZUR INSZENIERUNG
Die Ästhetik der Inszenierung und der Glanz der Musik [übertragen] ihren Zauber auf die Zuschauer. Einhelliger Jubel und ein würdiger Start auch der Oper in die Jubiläumsspielzeit.
Freies Wort, Freies Wort, 24.09.2025
Als ein schönes Zeugnis für das Zusammenwirken von Intendant Jens Neundorff von Enzbergs mit der ‚Sammlung Musikgeschichte‘ der Meininger Museen. Zumal in einer Inszenierung, deren musikalische Seite ebenso besticht wie die szenische. Hochelegant, geschmeidig, flexibel und zugleich Figuren, Situationen und Empfindungen genauestens umreißend, geht Samuel Bächli mit der Meininger Hofkapelle ans Werk, als hätten sich Kapellmeister und Klangkörper Dramen und Romane von Marivaux anverwandelt.
Bei Hilsdorf sitzen jeder Blick und jede Geste: Wenn Dido angesichts des sich davon machenden Geliebten souveräne Statur anzunehmen sucht und ihn – ausnahmsweise auf Deutsch – heißt, wozu er sich ohnehin anschickt, nämlich sich zu entfernen, dann zeigt sich darin beides, die königliche Größe und die ganze Tragik von Karthagos Monarchin. Im geringschätzigen Blick, mit dem Aeneas gleichzeitig die von ihm begnadigte Intrigantin Osmida und die ihn heimlich liebende Selene – Didos Schwester – bedenkt, schleicht sich Misogynie. Auch daher wohl gehört Hilsdorfs Solidarität den Frauen. (…) Erlesen wie Innenarchitektur und Mobiliar sind die Kostüme, in die Christian Rinke die Personnage hüllt.“
Concerti, Michael Kaminski, Concerti, 20.09.2025
In Meiningen inszeniert Regie-Altmeister Dietrich Hilsdorf die Ausgrabung Didone abbandonata von Domenico Sarros. Personenregie und Stimmen überzeugen gleichermaßen. (…) Schnell zeigt sich in diesem von barocken Seebildern begrenzten Raum, dass Hilsdorf die Personenführung noch immer meisterhaft beherrscht. Wie er die Personenkonstellationen zwischen den jeweils von Eigeninteressen getriebenen drei Männern und drei Frauen im Raum verdeutlicht, wie er sie einander annähert und sie wieder von einander entfernt, besitzt einen großen Sinn für Timing, oft Witz und an den wenigen hierfür geeigneten Stellen auch grotesken Humor. Slapstickelemente wechseln sich aber mit Momenten von großem Ernst oder beklemmender Peinlichkeit ab.
OPER!, Uwe Friedrich, 22.09.2025
Regie-Altmeister Hilsdorf hatte dafür einen Bühnenraum mit Säulen und Meerblick auf der einen Seite und auf der linken mit Schminktischen für jeden der Protagonisten entworfen. Denen hatte Christian Rinke den opulenten Kostümschick der Entstehungszeit der Oper verpasst hatte. Der optische Hochgenuss war damit gesichert (…).
Thüringer Allgemeine, Joachim Lange, 24.09.2025
Wie Hilsdorf diese Konstellationen im Raum, den er selber entworfen hat, aus dem Ärmel schüttelt ist faszinierend und bewundernswert.
Deutschlandfunk, Uwe Friedrich, 22.09.2025
ZUM ENSEMBLE
Der international gefeierte Countertenor Meili Li ist als Aeneas stilistisch ganz in seinem Element, gesangstechnische Probleme scheint er nicht zu kennen und gibt den Zauderer emotional zerrissen mit einer großen Farbpalette. Lubov Karetnikova als Dido gestaltet die zahlreichen verhangenen Nuancen ihrer Arien gefühlvoll und nutzt auch die wenigen Möglichkeiten der lauteren Ausbrüche souverän. Von der Regie wird ihr erfolgloser Verehrer Jarba als Über-Macho gestaltet, der Dido mit auftrumpfenden Gesten überzeugen möchte. Szenisch überzeugt Marianne Schechtel mit gut dosierter Übertreibung, musikalisch gestaltet sie hingegen geschmackvoll mit Wärme und Durchschlagskraft und bietet so ein Rollenporträt von gleichzeitig brutaler und doch fragiler Männlichkeit. Heimliches Zentrum der Aufführung ist Hannah Gries als intrigante Osmida, als wäre die Marquise de Merteuil der Gefährlichen Liebschaften direkt aus dem Buch auf die Opernbühne gesprungen. Mit ironisch gebrochenem Zynismus spinnt sie ihre stets scheiternden Intrigen, singt dabei ihre Arien mit Linie, Attacke und an den richtigen Stellen mit einschmeichelnder Süße. Monika Reinhard nutzt die Möglichkeiten ihrer Rolle als weitgehend passive Schwester Selene, mit Garrett Evers ist schließlich ein ebenso koloraturbeweglicher wie höhensicherer Tenor als diensteifriger Vasall zu hören.
OPER!, Uwe Friedrich, 22.09.2025