Groteske von Eugène Ionesco
Nashörner in unserer Stadt? Kaum zu glauben! Doch dann rennt schon eines blind und schnaubend vorbei, nicht ohne dabei alles zu zertrampeln, was ihm im Wege steht. Während die einen noch darüber streiten, ob es ein einhörniges oder ein zweihörniges Nashorn war, verwandeln sich die Kolleginnen und Kollegen von Behringer bereits in eben diese ledrigen Dickhäuter. Man geht halt mit der Zeit. Bei Jean, seinem Freund, wird Behringer leibhaftig Zeuge einer solchen Verwandlung und erschreckenden Entmenschlichung. Bald schon wird der Lärm unerträglich, denn ganze Horden übernehmen die Herrschaft auf den Straßen. Was harmlos begann, droht in der Katastrophe zu enden und um Behringer, Ionescos sympathischen Antihelden, wird es schrecklich einsam.
Eugène Ionesco, Meister und Miterfinder des absurden Theaters, hat mit seinem Stück „Die Nashörner“ (1959) eine überwältigend aktuelle Parabel über eine sich radikalisierende Gesellschaft geschrieben, über Mitläufertum, Anpassung und Widerstand. Und vielleicht ist die Groteske heute wieder die passendste Antwort auf eine Realität, in der das Humane verlorenzugehen droht und Rohheit und Gewalt auf dem Vormarsch sind. Die Nashörner sind längst unter uns. Jeder hat die Wahl.
Regie: Sandra Bezler
Bühne, Kostüme: Diana Berndt
Musik: Paul-Jakob Dinkelacker
Dramaturgie: Katja Stoppa
Bérenger: Paul Maximilian Schulze
Jean: Pauline Gloger
Daisy/Logiker: Noemi Clerc
Die Hausfrau, die eine Katze hat/Papillon: John Wesley Zielmann
Der ältere Herr, der Schmetterlinge sammelt/Dudard: Anja Lenßen
Madame le Peuple, die einen Herrn Boeuf heiratet und einige Nebenjobs hat: Evelyn Fuchs
Live-Musiker/Der Ranger/Stimme des Rangers: Paul-Jakob Dinkelacker