Staatstheater Meiningen
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Drei Schwestern

Komödie von Anton Tschechow
Deutsch von Ulrike Zemme


Melancholie und verzweifelte Sinnsuche kennzeich- nen Tschechows bekanntestes Stück „Drei Schwes- tern“ ebenso wie euphorische Aufbruchsstimmung und utopische Leichtigkeit. In ihrem sich wie ein Mantra wiederholenden Aufschrei „Nach Moskau!“ steckt all das: Die Angst der drei Schwestern Irina, Mascha und Olga in der provinziellen Garnisonsstadt, in der sie seit dem Tod ihres Vaters festhängen, ver- gessen zu werden und die Sehnsucht nach der Kultur und Lebensfreude der Hauptstadt. Es ist nur noch eine kleine Gesellschaft, die sich an Irinas Namenstag in ihr Haus verirrt. Sind sie vielleicht längst verges- sen? Zieht das Leben an ihnen vorbei, ohne dass sie noch glücklich werden und lieben? Es ist Werschinin, ein Oberstleutnant aus der Garnison, der plötzlich unter den Gästen erscheint und zur Projektionsfläche für ihre Sehnsüchte wird. Doch können sie sich aus ihrem falschen Leben befreien, dem Stumpfsinn des Alltags entfliehen und triumphieren über die Mittel- mäßigkeit ihres träge gewordenen Bruders Andrej und seiner engherzigen Frau Natascha?

Tschechow zeichnet mit den „Drei Schwestern“ bereits 1901 das Portrait einer Gesellschaft, die ihrem baldigen Ende tatenlos entgegentaumelt. Sein poetisches Stück kreist um die ganz großen Fragen des Lebens und nimmt in seinen fein gezeichneten Figuren die existenzielle Verlorenheit des Individuums im 20. Jahrhundert bereits vorweg.

Regie: Frank Behnke

Bühne, Kostüme: Michael Lindner

Musik: Lukas Umlauft

Dramaturgie: Katja Stoppa

Besetzung

(27.03.2024, 19:30)

Andrej Sergejewitsch Prosorow: Lukas Umlauft

Natalja Iwanowna, seine Braut: Pauline Gloger

Olga: Evelyn Fuchs

Mascha: Noemi Clerc

Irina: Emma Suthe

Fjodor Iljitsch Kulygin: Stefan Willi Wang

Alexander Ignatjewitsch Werschinin: Vivian Frey

Nikolai Lwowitsch Tusenbach: Matthis Heinrich

Wassilij Wassiljewtisch Soljony: Jan Wenglarz

Iwand Romanowitsch Tschebutykin: Michael Schrodt

Ferapont: Matthias Herold

Protopopow: Statisterie des Staatstheaters Meiningen

Trailer

Pressestimmen

Tschechow lässt die Schwestern–wie ein Theaterkritiker einst schrieb – in ihren lebenslangen Sehnsüchten nach einem anderen Leben „melancholisch verblühen“. Ohne sie am Ende ganz und gar hoffnungslos auf der Bühne stehenzulassen. Man fühlt dieses langsame melancholische Verblühen in Frank Behnkes Inszenierung mit jedem Atemzug. Die stimmige, leise Dramaturgie schließt die Stille nicht aus. Und Schauspielerinnen und Schauspieler geraten umso mehr in den Sog dieser Welt in der Schneekugel, je mehr sie erspüren, dass Tschechows Provinzstädtchen um die Ecke liegen könnte.

Wenn man nicht wüsste, dass sich auf der Bühne gerade ein russisches Provinzdrama ereignet, was dann? Dann könnte man vermuten, man befände sich in einer wohlbekannten Kleinstadt. […] Die Szenerie wirkt so, als sähe man direkt in eine geöffnete Schneekugel, in der sich ein paar Menschen im gleichen Takt bewegen wie die

Schneeflocken, die völlig ungerührt von menschlichen Dramen zu Boden tänzeln.

In den Fokus der Aufmerksamkeit gerät keine spezifisch russische, sondern eine universelle Gemütsverfassung: die der Melancholie von Menschen, die nur mit Fantasie und Träumerei ihrem sinnarmen Leben in Provinzen unterschiedlichster Couleur zu entkommen glauben.

 Main-Post, Siggi Seuß, 22.03.2024

 

Elf Schauspieler versammeln sich hier gleichsam auf kleinen Inseln des Komischen, in seichten Tälern der Traurigkeit, meist aber auf mühevoller Ebene zum Spiel mit existenziellem Stillstand und dito Langeweile. Ihren Figuren rinnt das Leben durch die Finger, während diese noch große Pläne dafür schmieden, wie sie jene längst aufgegeben haben. Ensemble bedeutet hier: gemeinsam einsam, verbunden in seltsamer Beziehungslosigkeit.

Hier herrscht, über vier Akte und Jahre hinweg, metaphorischer Permafrost. Dieses schöne Bild exerzieren sie durch: Mögen sich Gemüter mal erhitzen, zum Tauen taugt‘snichts. Alles Leben bleibt starr.

Thüringer Allgemeine, Michael Helbing, 19.03.2024