Grand opéra in fünf Akten von Georges Bizet, Dichtung von François-Hippolyte Leroy und Henri Trianon
Deutsche szenische Erstaufführung der fünfaktigen Fassung
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Seine grausamen Taten bringen Ivan IV. schon zu Lebzeiten den Beinamen „der Schreckliche“ ein. Wie Rimski-Korsakow („Das Mädchen von Pskow“ und „Die Zarenbraut“) oder Eisenstein/Prokofjew („Iwan der Schreckliche“) lässt sich auch Georges Bizet von der Geschichte des Zaren inspirieren und entwickelt eine Oper, die eindrucksvoll russisches Lokalkolorit und große Massenszenen à la Gounod und Meyerbeer vereint.
Es ist eine Liebesgeschichte inmitten eines Religions- und Kulturkonflikts und fußt auf dem Leben Ivans und seiner zweiten Ehefrau – ohne Anspruch auf historische Korrektheit: Marie ist die Tochter des Tscherkessenfürsten Temrouk. Ivan begehrt, entführt Marie und will sie heiraten. Sie willigt ein, denn auch sie liebt ihn. Doch Krieg, Verrat, Verschwörung und Rachepläne stehen ihrer Verbindung im Wege. Zwischen 1864 und 1866 versucht Bizet vergebens, seine Grand opéra in Paris aufzuführen. Sie geht verloren und wird erst 1929 wiederentdeckt. 1951 in Bordeaux szenisch in reduzierter Fassung dargeboten, kommt das Werk 1975, im 100. Todesjahr des Komponisten, ungekürzt zur konzertanten Uraufführung. Unbekanntes faszinierend zu inszenieren, gelang Hinrich Horstkotte in Meiningen bereits mit Händels „Amadigi di Gaula“, nun transferiert er Bizets Opernrarität erstmals in voller Länge auf die Bühne.
Radio-Tipp:
Am 25. Februar 2023 stellt Bettina Volksdorf die deutsche szenische Erstaufführung der Oper „Ivan IV“ von Georges Bizet ausführlich in der Sendung „MDR Kultur/MDR Klassik in der Oper“ vor. Beginn ist 20.05 Uhr, zeitgleich geht die Sendung online und wird dauerhaft verfügbar sein.
Musikalische Leitung: Philippe Bach
Regie, Bühne, Kostüme: Hinrich Horstkotte
Chor: Manuel Bethe
Dramaturgie: Julia Terwald
Ivan: Tomasz Wija
Olga: Tamta Tarielashvili/Marianne Schechtel
Yorloff: Shin Taniguchi
junger Bulgare: Sara-Maria Saalmann
Offizier: Andreas Kalmbach
Temrouk: Nancy Kasper, Paul Gay/Selcuk Hakan Tiraşoğlu
Marie: Lea Pauline Kellermann, Mercedes Arcuri/Monika Reinhard
Igor: Alex Kim
Tscherkesse, eine Stimme, Wache: Mikko Järviluoto
Herold: Stan Meus
Sophie: Lea Pauline Kellermann/Nancy Kasper
Chor des Staatstheaters Meiningen
Extrachor des Staatstheaters Meiningen
Statisterie
„Horstkottes schauspielerfahrene Personenregie, der Darstellungsdrang der wunderbaren Besetzung, allen voran die expressive Sopranistin Mercedes Arcuri als Maria, der mental wie auch stimmlich starke Bass Tomasz Wija als Ivan und immer wieder der hervorragend eingestimmte Chor ließen letztlich dem Werk seinen Kunstrang über dem tatsächlichen Toben der heutigen Welt.“
Achim Heidenreich, Frankfurter Allgemeine, 27.2.2023
„Nach der heftig beklatschten Premiere wundert man sich schon, warum nicht schon früher ein anderes Theater diese durchaus spannende Stück eines berühmten Komponisten auf die Bühne gebracht hat.“
„Tomasz Wija ist mit dunklem Bariton ein glaubwürdig fesselnder Ivan zwischen Umnachtung, Leidenschaft und Brutalität.“
„Marie wird mit Agilität und Höhensicherheit von Mercedes Arcuri verkörpert.“
Manuel Brug, MDR Kultur, 26.2.2023
„Mercedes Arcuri ist diese Maria, die im Spiel überzeugt und mit ihren Arien und in den Duetten sowie Ensembleszene mit Virtuosität und vokalem Charisma betört.“
Robert Becker, Opern News, 26.2.2023
„Heldin von Bizets Oper ist die tscherkessische Prinzessin und später Gemahlin des Zaren Marie (Mercedes Arcuri): ihr widersprüchliches, schnell wechselndes Verhalten (Feindschaft und Verliebtheit) lebt sie in zwei geradezu atemberaubenden Arien aus.“
Bernhard Doppler, Tagesspiegel, 25.2.2023
„Alex Kim mit tenoraler Power als dessen Sohn Igor vokal eine blendende Figur.“
Joachim Lange, Die Deutsche Bühne, 25.2.2023
„Der Tenor Alex Kim, der eine höllisch anspruchsvolle Partie tadellos abliefert.“
„Musikalisch hält Philippe Bach ein glänzend aufgelegte Orchester – nun, es ist die berühmte Meininger Hofkapelle, was erwartet man, die Legende lebt –, den großen, vorzüglich vorbereiteten und spielfreudigen Chor (unter der Leitung von Manuel Bethe) und das fitte Ensemble glänzend zusammen.“
„Horstkotte arbeitet geschmackssicher mit historisierenden Gewändern, aber vor allem setzt er Menschen aus Fleisch und Blut in Szene.“
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 26.2.2023
„Dirigent Philippe Bach meistert diesen opulenten XXL-Sound wunderbar, lässt sich nie verführen, die Solisten zu überdecken und mit dem enorm beanspruchten Chor klanglich abzuheben.“
„Über diesem Russland lastet die absolute Macht mit ihrer ständig drohenden Totenglocke, muss jederzeit mit Gemetzeln gerechnet werden. Das zeigt Hinrich Horstkotte als sein eigener Ausstatter eindrucksvoll. Er entwarf eine Art schwarzes Verlies, in das ab und zu von außen das Licht zügelnder Flammen hineinscheint. Kolonnaden symbolisieren stete Gefahr: Hinter jeder einzelnen Säule könnte ein Meuchelmörder lauern. Das alles macht was her, wie auch der riesige Tisch, der natürlich schon an Putins berüchtigtes Möbelstück erinnert.“
Peter Jungblut, BR-Klassik, 25.2.23
„Manuel Bethe hat das Riesenchoraufgebot fabelhaft einstudiert, sodass der Beitrag der Chöre gerade in den Finali prachtvoll gerät.“
Robert Becker, Opern News, 26.2.2023