Maria Stuart
Trauerspiel von Friedrich Schiller
Für Maria Stuart, Königin von Schottland, geht es zu Beginn von Friedrich Schillers Trauerspiel nur noch um das nackte Überleben. Nach ihrer Flucht aus Schottland erhoffte sie sich politisches Asyl bei Elisabeth, der Königin von England. Nicht ohne Grund sah diese in ihr eine gefährliche Rivalin um die Krone und ließ sie inhaftieren. Jahre später, zermürbt und gedemütigt von der Willkür ihrer Kerkermeister, erhält sie das Todesurteil. Um dieses zu vollstrecken, bedarf es jedoch noch der Bestätigung durch Elisabeth. Es bleibt nicht viel Zeit, als Mortimer, ein junger fanatischer Anhänger der Maria, eine gewaltsame Befreiung plant. Ein Zusammentreffen der beiden Königinnen soll Elisabeth zu einem Gnadenakt bewegen, doch die Szene gerät zum offenen Schlagabtausch. Marias Schicksal ist besiegelt, und sie endet auf dem Schafott.
Zwei Frauen, die nicht nur Geschichte geschrieben haben, sondern auch unentrinnbar verstrickt sind in die weltpolitischen und ideologischen Konflikte ihrer Zeit, stellt Schiller in das Zentrum seines 1800 am Weimarer Hoftheater uraufgeführten Trauerspiels. Die Unvereinbarkeit von Macht, Moral und Menschlichkeit zeigt sich dabei am individuellen Schicksal. Genau darin besteht die große Wirkung und die Modernität dieses Stücks, das als ein Meisterwerk europäischer Dichtkunst gilt.
Hinsweis: Bei dieser Produktion kommen Stroboskop-Effekte zum Einsatz.
Empfehlung:
Bühnenbildpräsentation im Meininger Theatermuseum "Zauberwelt der Kulisse"
Kombinieren Sie Ihren Theaterbesuch einer Maria Stuart-Aufführung gerne mit einem Ausflug in das Meininger Theatermuseum "Zauberwelt der Kulisse". Dort wird seit Ende November 2022 und die gesamte Saison 2023 über das Bühnenbild "Parklandschaft bei Fotheringhay Castle" zu Schillers "Maria Stuart" (III. Akt) aus einer Inszenierung des Meininger Hoftheaters von 1884 ausgestellt und damit ein weiteres Meisterstück der Gastspielreisezeit präsentiert.
Das Hoftheater zeigte Schillers klassischste Tragödie in den Jahren 1884 bis 1888. In dieser recht kurzen Spieldauer lief es allerdings 89 mal über die Bühne. In Berlin, Breslau und Dresden eröffnete eine Maria Stuart-Vorstellung jeweils das Gastspiel. Durch beinahe dreißig Skizzen aus der herzoglichen Hand ist die grafische Arbeit Georgs am Drama recht gut dokumentiert, dazu kommen noch Regiebücher, Szenarien und eine ganze Menge handgeschriebener Rollenbücher, so dass auch die Arbeit am Spieltext dargestellt werden kann.
Auch nach den erfolgreichen Gastspielreiseinszenierungen setzte sich das Meininger Theater zu verschiedenen Zeiten mit Schillers Drama auseinander, letztmalig in der Spielzeit 2001/2002. Von einigen dieser Aufführungen haben sich Sachzeugen in den Depots der Meininger Museen erhalten. Die Präsentation dieser Objekte beschrieb zugleich einen Spannungsbogen der Auseinandersetzung mit Maria Stuart vom 19. bis ins 21. Jahrhundert.
Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Präsentationen und Eintritt finden Sie auf der Webseite des Theatermuseums.
Regie: Frank Behnke
Bühne, Kostüme: Michael Lindner
Musik: Matthias Schubert
Dramaturgie: Cornelius Benedikt Edlefsen
Besetzung
(09.04.2023, 18:00)Elisabeth, Königin von England: Anja Lenßen
Maria Stuart, Königin von Schottland, Gefangene in England: Larissa Aimée Breidbach
Robert Dudley, Graf von Leicester: Stefan Willi Wang
Georg Talbot, Graf von Shrewsbury: Marcus Chiwaeze
Wilhelm Cecil, Baron von Burleigh, Großschatzmeister: Lukas Umlauft
Wilhelm Davison, Staatssekretär: Pauline Gloger
Graf Aubespine, französischer Gesandter: Pauline Gloger
Amias Paulet, Ritter, Hüter der Maria: Gunnar Blume
Mortimer, sein Neffe: Leo Goldberg
Termine
Pressestimmen
"Frank Behnke, der Regisseur führt uns, inmitten der marmorierten Mauern von Michael Lindner, die beiden Damen als gegensätzliches Paar vor. Larissa Aimee Breidbach vital, mitunter gar wild … drückt, wirft sich gegen das Glas ihres Käfigs, wütet, schreit. Und Anja Lenßen, eingeschlossen in die königliche Robe, eine andere Art von Käfig. Ein Käfig, aus dem heraus sie beinahe unbegrenzte Macht über beinahe alle ausüben kann. (…)
Der Höhepunkt ist dann auch nicht die Konfrontation der beiden Königinnen, bei der Maria lustvoll von der Leine kann. Es ist vielmehr, (…) die szenisch von der Regie sehr gut vorbereitete Konfrontation der Herrscherin mit ihrem Boten. (…) Hier übersetzt sich der politische Impuls der Regie, hier wird die Verweigerung von Verantwortung zum szenischen Ereignis."
Freies Wort, 25.01.2023 (Hendryk Goldberg)
"Frank Behnke zeigt in seiner Inszenierung dass sich an der Unvereinbarkeit von Macht, Moral und Menschlichkeit bis heute nichts geändert hat. (…) Diese Unvereinbarkeit zieht sich durch die Jahrhunderte (…) ob mit Machtgedöns in monströsen Präsidentenpalästen oder den Versuchen, eine unabhängige Justiz auszuschalten. Behnkes Inszenierung zeigt dies in aller Gegenwärtigkeit, ohne dass es dazu einen Deut an Schillers Sprache verändern musste."
Man glaubt sich im Hier und Jetzt (…)
(…) die Darstellung der Feinheiten der Charaktere jedoch ist bewundernswert: Anja Lenßens als von Ängsten bedrückte, ins Korsett gezwungene Elisabeth. Larissa Aimee Breidbach als schöne Kämpferin, die zwischen Freiheitswillen, Gerechtigkeitssinn, Machtanspruch, Reue und Liebessehnsucht oszilliert. Nicht zu unterschätzen sind auch die Männer in ihrer Kunst, mit zwei Zungen zu sprechen, um im Machtkampf weiterhin mitzumischen. Bestes Beispiel Leisters (Stefan Willi Wang) Doppelspiel mit den beiden Königinnen"
Mainpost, 25.01.2023 (Siggi Seuss)
"Während der gesamten Vorstellung hätte man eine Stecknadel fallen hören können, umso gewaltiger fiel der Schlussapplaus aus, der die sichtlich erschöpften Schauspieler immer und immer wieder mit Ovationen belohnte.
Vom ersten Moment an fesseln die Figuren in elektrisierender Präsenz. Statt abstrakt distanziertem oder zu pathetischem Deklamieren zeigt sich hier spannendstes Rollenspiel in unverfälschter aber verschlankter Sprache, die alle scheinbar mühelos und exzellent beherrschen. Alle Schauspieler, ausnahmslos alle, haben ihre Rollen so verinnerlicht, dass hier eine Realität entsteht, der man sich nicht entziehen kann. […].
Es muss nicht immer Oper sein. Meiningen hat noch unendlich mehr zu bieten: ein hochprofessionelles Schauspielensemble mit einem charismatischen Direktor, der gerade mit diesem Werk brandaktuell und klassisch zugleich Schillers Ideale zu neuem Leben erweckt."
Der Opernfreund, 22.01.2023 (Inge Kutsche)
"Klassischer Stoff in Meiningen stark inszeniert"
Vorbericht im mdr Thüringen Journal (Video), 18.01.2023 (Blanka Weber)